Rüdiger von Fritsch bei Maischberger zum Krieg gegen die Ukraine

In wenigen Tagen (am 24. Februar) jährt sich der russische Angriff auf die Ukraine. Gleichzeitig verstärkt Russland Raketenangriffe auf viele ukrainische Städte. Ist das schon die erwartete Frühjahrsoffensive? Was braucht es, damit die Ukraine weiter dagegenhalten kann? Wie realistisch ist die deutsche Debatte über Friedensverhandlungen? Darüber sprachen bei maischberger unser Partner und ehemaliger deutscher Botschafter in Moskau Rüdiger von Fritsch und der Militärexperte Carlo Masala.

Carlo Masala war der Meinung, dass die Frühjahrsoffensive bereits begonnen hat, jedoch nicht so, wie der Westen sie erwartet hatte. Russland würde gerade jetzt weiter vorstoßen, da man der Panzerallianz der NATO-Staaten zuvorkommen wolle und mit schlechteren Wetterbedingungen im März zu rechnen habe. Für strategisch wichtiger als die Kämpfe in Bachmut hält Masala einen Vorstoß seitens der Ukraine an der Südfront. Dazu sagt er: „Wenn Russland befürchten muss, dass es die Krim verliert, dann könnte das zu einem Umdenken in Moskau führen“.

Bezüglich eines Ausgangs des Kriegs plädiert Rüdiger von Fritsch für Gespräche über größere Sicherheitslösungen, zunächst ohne Konzessionen seitens der Ukraine. Er sieht einen „blinden Fleck auf der Landkarte“ in den mangelnden Vermittlungsversuchen durch den UN-Generalsekretär. Die Voraussetzung für solche Gespräche sei, dass der Westen die Ukraine weiter unterstütze, damit sie sich „auf Augenhöhe für einen gerechten Frieden“ einsetzen könne. Beide kritisierten das Manifest für Frieden von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht. Masala nennt es „einen Ausdruck übelsten Nationalpazifismus“ und hält die Forderung, dass beide Seiten Kompromisse machen müssen, für unverschämt. Von Fritsch hält es grundsätzlich für richtig, über mögliche Wege in den Frieden nachzudenken. Jedoch müsse man dabei realistisch sein und nicht glauben, Putin gegenüber eine deutsche Erwartungslogik anzusetzen. Auch er lehne es ab, die Ukraine „direkt abzuschreiben“.